Anwendung von sNfL (Serum Neurofilament Light Chain) als Biomarker der MS in der Versorgung

Bei der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) ist der frühzeitige Beginn und die hochwirksame verlaufsmodifizierende Therapie („disease modifying therapy“, DMT) entscheidend, um das Risiko einer Behinderungsprogression zu verringern. Daher besteht ein Bedarf an prognostischen und prädiktiven Biomarkern zur Eingrenzung und Bewertung des Erfolgs von Behandlungsstrategien.

Im Rahmen dieser Studie in Zusammenarbeit mit der Charité – Berlin soll das prognostische Potenzial des Biomarkers Serum Neurofilament Light Chain (sNfL) bezüglich des Krankheitsverlaufs sowie für mögliche Therapieentscheidungen untersucht werden.

Der sNfL wurde in zahlreichen Publikationen mit klinischen und radiologischen Krankheitsparametern der MS assoziiert und die Abnahme des sNfL-Wertes unter potenter Immuntherapie gezeigt. (1) Ein zu sNfL komplementärer Biomarker-Kandidat in der MS, der besser den schubunabhängigen Progress widerspiegelt, ist glial fibrillary acidic protein (GFAP)(2) Eine Bestimmung in der klinischen Routine ist derzeit in Deutschland nicht verfügbar.

Durch die Untersuchung von sNfL werden folgende Hypothesen geprüft:

Primäre Endpunkte:
  • Bestätigung des prädiktiven Werts von sNfL für klinische und radiologische Krankheitsaktivität (EDSS, MRT-Aktivität (T2-Läsionen, Hirnvolumen), MSIS-29 bzw. andere Lebensqualitätsfragebögen wie z.B. den HAQUAMS.)
  • Untersuchung der Variabilität von sNfL im zeitlichen Verlauf sowie zwischen verschiedenen Assays und verschiedenen Laboren (Validität von sNfL)
Sekundäre Endpunkte:
  • Wird sNfL, allein oder in Kombination mit weiteren Krankheitsaktivitätsindikatoren (Schub, MRT-Aktivität, EDSS), von behandelnden Neurologen herangezogen, um Therapieentscheidungen (Beibehaltung, Neubeginn, Therapiewechsel) zu treffen?
  • Gibt es darüber hinaus schubunabhängig GFAP Veränderungen in der Zeit als Hinweis für einen schubunabhängigen Progress?
  • Gibt es Unterschiede in der Diagnostik und Therapieentscheidung zwischen den Randomisierungsgruppen?

Das sNfL-Zusatzprojekt umfasst einen Zeitraum von 2 Jahren und beinhaltet 3 Visitenzeitpunkte (Basisvisite und 2 zeitlich flexible Folgevisiten über einen Zeitraum von ca. 1,5-2 Jahren pro Patient:in). Alle Studienvisiten erfolgen im Rahmen der Routine MS-Versorgung.

Aufgabe

Die Studiendokumentation erfolgt über das MS-Register. Hierfür implementiert das MS-Register die dazugehörigen elektronischen Fragebogen und stellt die technische Infrastruktur für die Primärdatenerhebung der teilnehmenden Zentren zur Verfügung . Zusätzlich unterstützt das MS-Register die teilnehmenden Zentren bei der Rekrutierung von Patientinnen.

Finanzierung

Die Studie wird von Novartis Pharma in Nürnberg unterstützt.

Studienleitung

Prof. Dr. Friedemann Paul

Charité – Universitätsmedizin - Berlin, Experimental and Clinical Research Center (ECRC), AG Klinische Neuroimmunologie, Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin

Studienorganisation: 030 450 539 736
Rebekka.rust@charite.de
lina.bahr@charite.de

Zeitraum

Laufzeit: 24 Monate

Rekrutierungsbeginn: März 2025

Teilnehmende Zentren

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Teilnahme an der erweiterten Dokumentation im Bereich der Pharmakovigilanz.

Einrichtung Standort
Universitätsklinikum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg
St. Josefs-Krankenhaus Potsdam Allee nach Sanssouci 7, 14471 Potsdam
meinmedicum MVZ Marienbader Platz 22, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe
Praxis Dr. Andreas Kowalik Leuschnerstraße 12, 70174 Stuttgart
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier Nordallee 1, 54292 Trier
Charité – Universitätsmedizin Berlin Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Klinikum Ibbenbüren, Klinik für Neurologie Große Str. 41, 49477 Ibbenbüren
  • 1. Khalil M, Teunissen CE, Lehmann S, Otto M, Piehl F, Ziemssen T, et al. Neurofilaments as biomarkers in neurological disorders — towards clinical application. Vol. 20, Nature Reviews Neurology. Nat Rev Neurol; 2024. p. 269–87.
  • 2. Abdelhak A, Antweiler K, Kowarik MC, Senel M, Havla J, Zettl UK, et al. Serum glial fibrillary acidic protein and disability progression in progressive multiple sclerosis. Ann Clin Transl Neurol. 2024 Feb 1;11(2):477–85.